Juli 2020

Pilotprojekte zum E-Rezept

TK Hamburg deckt Rezeptweg digital ab
und KV Hessen entwickelt Web-Anwendung
Es gibt bereits mehrere Pilotprojekte, unter anderem von verschiedenen Krankenkassen, die das E-Rezept unter verschiedenen Ansätzen testen. Im letzten Beitrag haben wir bereits das Projekt „Gerda", das von Apothekerkammer und -verband initiiert wurde und das Berliner E-Rezept-Projekt des Berliner Apothekervereins vorgestellt.

Interessant sind aber auch die Projekte der TK Hamburg und der KV Hessen, über die Sie in diesem Beitrag mehr erfahren.


Bei der Einführung des E-Rezepts setzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Wettbewerb, d. h., die Gematik soll eine eigene E-Rezept-App entwickeln, die als technische Grundlage für alle Wettbewerber gilt.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hingegen ist der Meinung, dass ein diskriminierungs- und beeinflussungsfreier Zugriff des Patienten auf sein E-Rezept nur als hoheitliche Aufgabe umsetzbar sei.

Der Staat müsse die Infrastruktur für das E-Rezept selbst liefern oder zumindest einen vertrauenswürdigen Dritten damit beauftragen. Daher bietet die ABDA selbst an, eine Gematik-konforme Lösung zu entwickeln.

Deutschlandweit gibt es schon viele Projekte, die das E-Rezept unter verschiedenen Ansätzen testen.

TK Hamburg kann Rezeptweg digital abdecken

Interessant ist auch das Pilotprojekt der TK in Hamburg, an dem seit August 2019 auch die Hanseatische Krankenkasse beteiligt ist.
Hier wird zur Erzeugung und zum Abrufen des E-Rezepts eine spezielle Software verwendet, nämlich „der elektronische Verordnungsassistent" der Firma eHealth-Tec. Zur Anbindung an das Praxisverwaltungssystem und die Apothekensoftware wird entweder eine bestehende Schnittstelle zur jeweiligen Software oder eine Druckerschnittstelle genutzt.

Über die Druckerschnittstelle kann der Datensatz für das E-Rezept generiert werden. Der Arzt unterschreibt das Rezept digital über eine Software-Erweiterung in seinem Praxissystem und sendet es verschlüsselt in einem QR-Code an den Patienten. Um das Rezept auf dem Smartphone zu empfangen, benötigt dieser die App „Life-Time".

Patienten können sowohl Erst- als auch Folgeverordnungen als E-Rezept erhalten. Nach eigener Aussage ist die TK mit dem Projekt in der Lage, den gesamten Weg des Rezepts digital abzudecken. Dieser beginnt bei der Erzeugung beim Arzt, geht über den Patienten zur Apotheke und von dort aus bis zur Krankenkasse. Seit Februar 2019 können sich Versicherte der TK aus Hamburg für das Projekt einschreiben, seit Mai 2019 ist es in der Erprobungsphase.Das Konzept berücksichtigt bis jetzt noch keinen Versandhandel, sondern nur Apotheken vor Ort, soll aber gemeinsam mit Ärzten, Apothekern und Patienten weiterentwickelt werden.

KV Hessen setzt auf Web-Anwendung im Browser

Das Telemedizin-Projekt der KV Hessen setzt im Gegensatz zu den anderen Projekten nicht auf eine App, sondern auf die Web-Anwendung „More" des IT-Unternehmens Optica, die für den Patienten über einen gängigen Internetbrowser zugänglich ist.
Apotheken nutzen ein zentrales E-Rezept-Portal in Verbindung mit einer Blockchain. Für Apotheken, die ihre Software von der Noventi-Tochter Awinta beziehen, besteht eine Schnittstelle, die das E-Rezept automatisch in das Warenwirtschaftssystem importiert. Ansonsten haben Apotheken auch ohne Schnittstelle die Möglichkeit, auf das Portal zuzugreifen und das E-Rezept manuell herunterzuladen.

Diese technische Infrastruktur wurde in Zusammenarbeit mit dem estnischen IT-Unternehmen Nortal und der AOK-nahen Gevko sowie mit dem Praxissoftware-Anbieter Indamed, dem Softwarehaus Zollsoft und dem Apothekensoftware-Hersteller Awinta entwickelt.
Erprobt wird das Konzept zuerst nur im ärztlichen Bereitschaftsdienst Hessen. Der Arzt erzeugt das E-Rezept und verschickt es dann verschlüsselt an das Verordnungsportal More. Mit dem Portal ist ein Server verbunden, der das empfangene Rezept formatiert und es in drei verschiedene Bestandteile aufspaltet: in Patientendaten, Arzt- bzw. Krankenkassendaten und Versorgungsdaten.

Mithilfe der Blockchain errechnet das Programm aus den Daten des E-Rezepts einen sogenannten Hash. Ein Hash ist eine Zeichenfolge, die als eine Art Fingerabdruck dient und mit der sich die Daten identifizieren lassen. Mit diesem Fingerabdruck kann der Patient schließlich eine Apotheke seiner Wahl dazu befähigen, das Rezept abzurufen. Neben der KV Hessen sind auch AOK, DAK und der Hessische Apothekerverband an dem Projekt beteiligt
Die Grundlagen, dass auch der Hilfsmittelbereich integriert wird, sind durch das Digitale-Versorgung-Gesetz gelegt worden. Doch dazu müssen die Hilfsmittel-Leistungserbringer in die Telematik-Infrastruktur eingebunden werden.

Noch ist es nicht so weit. Vorreiter sind die Apotheken mit Arzneimittel-Rezepten. Doch der Blick über den Tellerrand ist wichtig, um auch künftige Lösungen für die Sanitätshäuser sehen zu können.

Weitere Pilotprojekte
„Gerda" und das Berliner E-Rezept-Projekt
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